Weshalb deine Kinder von deiner Selbstfürsorge profitieren

„Eine glückliche Mutter ist für die Kinder segensreicher als hundert Bücher über die Erziehung.“

– Sprichwort –

Ich hatte bereits mehrfach in meinem Leben Aha-Erlebnisse. Dir geht es bestimmt auch so, dass es dir manchmal, wie Schuppen von den Augen fällt. Ich glaube diese plötzlichen Erkenntnisse existieren deshalb, weil es sich in dein Gehirn einbrennen soll, damit du diese Erkenntnis nie mehr vergisst. Ein weiteres Puzzleteil, dass plötzlich noch einmal einen ganz anderen Blick auf das Gesamtbild wirft.

Meine Große muss damals fünfeinhalb gewesen sein, als ich plötzlich begriff, wie immens wichtig es ist, auf mich selbst gut aufzupassen und meine Bedürfnisse zu spüren und ihnen Raum zu geben. Auch wenn ich auf einem guten Weg war und meinen Startschuss gelegt hatte, so war mein Alltag dennoch von einem immensen Stressempfinden geprägt. Es ändert sich leider nicht alles über Nacht, weil die inneren Programme viel zu lange und intensiv gewirkt hatten. Wie man diese Programme erkennt und umschreibt werde ich noch intensiv in diesem Blog an anderer Stelle behandeln.

Ich war innerlich sehr angespannt, es war nachmittags und Chaos herrschte im Wohnzimmer. Du kennst das sicher und wenn du ein ordnungsliebender Mensch bist, ist dieses Chaos oft schwer auszuhalten. Mia hockte auf dem Boden und war dabei etwas zu malen. Ich selbst war drum herum beschäftigt, schimpfte vor mich hin und so war jeder in seiner eigenen Welt.

Ich bemerkte, dass Mia unzufriedener wurde und so sprach ich sie an, was sie denn habe. Sie antwortete erst nicht, ihr Gesicht sah verkniffen aus und ich ahnte, dass sie etwas nicht so auf das Blatt malen konnte, wie sie es in ihrer Vorstellung gerne gemalt hätte. Mia reagierte auch nicht auf einen weiteren Versuch meinerseits sie zu ermutigen. Ihre innere Vorstellung stimmte einfach nicht mit der Realität überein. (Kennen wir das nicht auch von uns Müttern? 😉 ) Und plötzlich stand sie auf, zerriss das Blatt und warf alle Stifte in dem Behälter durch das Zimmer. Und bevor ich auch nur ansatzweise den Mund aufmachen konnte, funkelte sie mich mit einem wirklich bösen Blick an und zischte „Und du darfst mich nicht ausschimpfen, denn du hast mir das vorgemacht mit den Sachen auf den Boden schmeißen.“

Zack, da war er, der Moment. Meine Schimpftirade, die ich gerade noch abfeuern wollte, schluckte ich runter. Ich brauchte einen Moment, bis ich sagte. „Stimmt du hast Recht.“ Und da standen wir beide nun und schauten uns an. Innerlich arbeitete es auf Hochtouren. Verdammt, sie hatte sowas von recht. Jeder bisschen Stress, jedes meckern, jedes verkniffene vor mich her schimpfen nahmen meine Kinder auf. Jedes Mal, wenn ich nicht mehr konnte und die Momente, wenn ich so wütend auf mich und die Welt war, dass ich etwas durch die Gegend warf. All das, wog viel schwerer als die „Erziehung“, die ich versuchte an den Tag zu legen. Respekt, Wertschätzung, Ermutigung standen im totalen Gegensatz zu dem, wie ich mit mir selbst umging und damit wie ich mit meiner Umwelt umging, weil ich mich so hilflos fühlte.

Wenn ich mich umhöre, dann waren doch solche Momente, der Hilflosigkeit normal. Jede Mutter hat doch mal diese Zeiten, in denen sie nicht mehr konnte, oder? Jede Mutter hat doch die Momente, wenn sie vor lauter Stress nicht weiterweiß, weil ihr einfach alles über den Kopf wächst. Egal ob alleinerziehend oder nicht.

Heute weiß ich, dass es nicht normal ist. Vielleicht meinen wir das, weil wir uns manchmal miteinander austauschen, und was erzählen wir uns dann? Wir reden über die Momente, die uns so stressen. Die Geschichten welches Kind was angestellt hat und wie anstrengend das Leben gerade ist. Wir erzählen, wie wir es geschafft haben unsere Termine unter einen Hut zu bringen. Und so entsteht der Eindruck, dass es normal ist, diese Art von Mama sein. Und diejenigen, die nicht mit Wut reagieren, reagieren vielleicht heimlich und still mit Verzweiflung und Trauer, ziehen sich zum Weinen zurück, damit die Familie nicht merkt, wie es einem selbst geht. Dann wischen sie sich die Tränen ab und setzen ihr Lächeln auf und agieren weiter, als wäre nichts gewesen.

Nein. Es ist nicht normal. Ich kann jetzt rückblickend sagen, dass ich meinen Kindern damit so viel aufgebürdet habe. Die Story, die wir uns selbst erzählen über unsere Selbsttaufgabe, damit unsere Kinder es einmal besser haben. Das stimmt nicht. Unsere Kinder haben so feine Antennen, die spüren jede Emotion von uns. Die merken genau, wenn wir authentisch sind, es uns gut geht und wir diese Energie auch ausstrahlen. Die Sache ist die, in den ersten sieben Lebensjahren saugen unsere Kinder alles auf wie ein Schwamm. Alles wird sich eingeprägt und zu den Programmen umgewandelt, die wir dann als Erwachsene weiterfahren und eigentlich wieder los werden wollen. Es ist eine Endlosschleife.

Wenn du das Beste für dein Kind willst, dann zeige ihm, wie du dir selbst das Beste gibst. Indem du es vorlebst, wie du mit deinen Gefühlen umgehst oder wie du Selbstfürsorge betreibst. Und letztlich, wie diese Selbstfürsorge dazu führt, dass du plötzlich mehr Energie für deine Liebsten hast. Du bist das beste Beispiel, indem du lernst zu priorisieren, wer in dein Leben gehört und wer nicht. Was stresst dich und was tut dir gut? Was von dem, was dich stresst muss bleiben und was tust du dafür, um den Stress danach abzubauen? Du willst, dass deine Kinder Wertschätzung, Respekt und Liebe im Umgang mit sich und der Welt lernen? Das geht nicht über Erziehung als solche. Das funktioniert nur, wenn du es ihnen vorlebst.

Ich schmeiße keine Sachen mehr durch die Gegend, ich schimpfe nur noch selten vor mich hin. Ich kenne meine Bedürfnisse und kann diese auch aussprechen und mir zugestehen. Meine Mädchen wissen, dass ich mal Zeit für mich brauche, denn sie wissen auch, dass ich dadurch die Energie habe, mich weiterhin liebevoll und wohlwollend um sie zu kümmern. Sie haben auch gelernt, dass sie selbst Bedürfnisse haben, die sie wahrnehmen und aussprechen können, damit es ihnen gut geht.

Wir zwängen uns in kein Korsett und natürlich ist es mal trubelig, natürlich sind wir mal voneinander genervt. Aber wir wissen alle, dass es dann Verhaltensweisen sind, die uns gerade stören und nicht der andere als solches. Die Mädchen wissen. „Ich bin okay, wir lieben uns gegenseitig, auch wenn wir uns mal streiten.“

Ich habe mich einige Zeit oft gefragt, ob ich wohl alles so weit richtig mache, dass es meinen Kindern gut geht. Ich habe mich oft gefragt welche Bürden ich ihnen durch die damalige Zeit wohl mitgegeben habe. Die Zeit, in der es mir nicht gut ging, in der ich mich selbst aufgegeben hatte und nicht auf mich geachtet habe. Die Sache ist die. Ich weiß es nicht. Ich weiß jedoch, dass es richtig war mich selbst wieder zu spüren und mich wahr zu nehmen. In der Tiefe und nicht oberflächlich im Sinne von Friseur, Nägel Machen und feiern gehen. Klar das gehört auch zur Selbstfürsorge. Aber die Art der Selbstfürsorge, die ich meine, geht viel tiefer. Es ist die Art, des Umgangs mit sich selbst, die dazu führt in der Tiefe mit sich selbst ins Reine zu kommen. Dinge aufzuarbeiten, die ich sonst weiter auf meine Kinder übertragen hätte. Frieden zu schließen mit meiner Vergangenheit, mich mit meinen wahren Bedürfnissen, Träumen und Wünschen auseinander zu setzen.

Denn es ist genau diese Tiefe, die mir den inneren Frieden geschenkt hat, die Entspannung und Gelassenheit gebracht hat. So kann ich nun die beste Mutter SEIN, die ich nun mal eben bin. Es geht nicht um Perfektion, es geht darum ganz du selbst zu sein. Mehr kannst du deinen Kindern nicht schenken. Kein aufgesetztes Rollenbild der Welt kann deine Kinder zu stärkeren und glücklicheren Kindern machen als dein wahres Selbst.

Schreibe einen Kommentar

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner