„Es geht nicht darum der Gesellschaft zu beweisen, dass du eine gute Mutter bist. Es geht viel mehr darum so sehr mit dir selbst in Verbindung zu stehen, dass du nicht anders kannst, als deinen Kindern die beste Mutter zu sein.“
– Melanie Balster

Von der Mutterrolle ins Muttersein: Was das wirklich bedeutet
Viele Frauen kennen das Gefühl, in der Rolle als Mutter zu „funktionieren“, statt wirklich im Muttersein anzukommen. Die Gesellschaft hat klare Erwartungen an Mütter: Sei immer verfügbar, halte alles im Griff, stelle deine Familie über alles – und dabei solltest du stets lächeln. Doch dieses Ideal ist nicht nur unrealistisch, sondern entfremdet dich von dir selbst. Was wäre, wenn du aufhörst, eine Rolle zu spielen, und stattdessen herausfindest, was Muttersein für dich ganz persönlich bedeutet?
Die Last gesellschaftlicher Erwartungen
Von der Werbung bis zu gut gemeinten Ratschlägen älterer Generationen: Überall begegnen uns Bilder von der „perfekten Mutter“. Sie ist geduldig, organisiert und opfert sich bedingungslos auf. Doch was passiert, wenn diese Bilder zu unserer inneren Messlatte werden?
Viele Mütter fühlen sich unzureichend, weil sie diesen Erwartungen nicht gerecht werden können – ein Teufelskreis aus Schuldgefühlen und Selbstzweifeln beginnt. Dabei vergessen wir, dass diese Erwartungen von außen kommen. Sie haben nichts mit deinem inneren Empfinden oder deiner individuellen Definition von Mutterschaft zu tun.
Ein Beispiel:
Stell dir vor, du fühlst dich nach einem langen Tag ausgelaugt. Eigentlich möchtest du einfach für einen Moment allein sein. Doch dann meldet sich die innere Stimme: „Eine gute Mutter spielt jetzt mit ihrem Kind, egal wie müde sie ist.“ Du tust es – und fühlst dich danach noch erschöpfter. Aber was, wenn du deinem Bedürfnis nach Ruhe nachgegeben hättest? Du hättest nicht versagt – du hättest für dich selbst gesorgt und dadurch mehr Energie für echte, erfüllte Zeit mit deinem Kind gehabt.
Oder, du hattest wirklich nicht mehr die Kraft und hast dich zurück gezogen, jedoch plagt dich die gesamte Zeit ein schlechtes Gewissen, weil du der Meinung bist, dass du eigentlich hättest mit deinem Kind spielen müssen. Du konntest also die Zeit, die du für dich hattest, dennoch nicht zur Regeneration nutzen, weil deine Gedanken dich in dem verspanntem Zustand fest halten.
Vom Funktionieren zum Sein
Authentisches Muttersein bedeutet, die Rolle abzulegen und dich auf das Wesentliche zu konzentrieren: deine Beziehung zu dir selbst und deinen Kindern. Es bedeutet, loszulassen, wie „Mutterschaft“ aussehen soll, und stattdessen zu fragen: Was fühlt sich für mich richtig an?
Die Unterschiede zwischen Rolle und Sein:
- Rolle: Du machst Dinge, weil sie erwartet werden.
Sein: Du triffst Entscheidungen aus deiner inneren Überzeugung heraus. - Rolle: Du bist ständig im Modus des Gebens.
Sein: Du erlaubst dir, auch zu empfangen und aufzutanken. - Rolle: Dein Selbstwert hängt davon ab, wie gut du funktionierst.
Sein: Du erkennst deinen Wert unabhängig von äußeren Leistungen an.
Wie du den Übergang schaffen kannst
1. Reflektiere deine Glaubenssätze
Frage dich: Welche Erwartungen habe ich an mich selbst, und woher kommen sie? Sind sie wirklich meine? Schreibe auf, was du glaubst, eine „gute Mutter“ tun oder sein zu müssen, und überprüfe, ob diese Überzeugungen dich stärken oder einschränken.
Mir ist bewusst wie schwer es ist den hindernden Glaubenssätzen auf die Spur zu kommen, aber mit etwas Übung wird dir auffallen, dass du ganz viel von deiner eigenen Mutter bzw. Bezugspersonen übernommen hast, ohne es zu hinterfragen.
Es kann sehr hilfreich sein, diese Glaubenssätze einzeln aufzuschreiben. Besorge dir ein kleines Notizbuch, denn es werden immer wieder Glaubenssätze „aufplöppen“, wenn du bereit bist, hinzuhören.
2. Hör auf deine Intuition
Muttersein ist keine Einheitsgröße. Deine Intuition ist dein stärkster Kompass. Wenn du das Gefühl hast, etwas anders machen zu wollen, dann vertraue darauf. Authentisches Muttersein beginnt dort, wo du deinen inneren Impulsen folgst.
Mir ist bewusst, dass viele Frauen nicht mehr die Verbindung zu ihrer Intuition haben. Teilwiese ist die Verbindung komplett abgebrochen, aber mit viel Übung, kannst du diese Verbindung wieder herstellen und sie für dich und deine Familie als weise Ratgeberin nutzen.
Intuition ist immer leise und sacht. Deswegen gehe öfter in die Stille, setze dich an einen ruhigen Platz lege eine Hand auf dein Herz und beginne ruhig und bewusst zu atmen. Atme in dein Herz hinein und spüre erst einmal nur nach, wie es dir geht. Was will sich in deinem Körper zeigen? Irgendwann wird sich deine innere Stimme wieder in deinem Alltag zeigen, in Form von kleinen Impulsen, kurzen Gedanken, die du sonst immer schnell zur Seite geschoben hast. Trau dich auf diese Impulse zu hören.
3. Schaffe dir Raum für dich selbst
Es ist nicht egoistisch, an dich zu denken – es ist essenziell. Ob ein täglicher Spaziergang, Zeit für ein Hobby oder einfach ein paar Minuten Ruhe: Diese Momente helfen dir, in Kontakt mit dir selbst zu bleiben.
Und schiebe diese Momente nicht auf später. Nicht erst wenn die Küche sauber ist oder wenn alle Termine abgearbeitet sind. Nimm dir diese Zeit und plane sie zur Not in deinen Alltag ein. Sieh es als essenzielle Zeit an, die dir und deiner Familie hilft entspannter zu leben. Komm aus dem Funktionieren.
4. Setze klare Grenzen
Sage Nein zu Dingen, die dich belasten, und Ja zu dem, was dir guttut. Grenzen sind nicht nur Schutz für dich, sondern ein kraftvolles Vorbild für deine Kinder.
Nein sagen, ist eines der schwersten Übungen auf diesem Weg. Wir möchten niemanden verletzen und wir haben doch immer so „vorbildlich“ geholfen. Aber dieses ewige „Ja“ sagen entstammt aus der Zeit, als wir Kinder waren und meinten, dass wir dann Anerkennung und Liebe bekommen, wenn wir brav alle Dinge tun, die man uns aufträgt.
Aber sind wir mal ehrlich, wie oft haben wir alles gegeben und nichts dafür bekommen. Es war ein erhoffter Tausch von Leistung und Liebe. Das ist nicht bedingungslos und das möchtest du nicht deinen Kindern beibringen. Was du dir wünscht für deine Kinder ist ein freies, selbst bestimmtes Leben in Frieden und Harmonie. Dafür darfst du jedoch wieder eintauchen in dein eigenes selbst bestimmtes Leben und diese Harmonie in dir erschaffen, damit du genau das an deine Kinder weitertragen kannst.
Im Endeffekt geht es darum ein Jahrzehnt, aufrechterhaltenes Muster zu durchbrechen, dass wir einfach nur von unseren Eltern vererbt haben und diese von ihren Eltern. Wenn du also möchtest, dass es deinen Kindern tatsächlich besser geht und sie authentisch leben sollen, dann beginne mit deiner Authentizität, damit der Kreislauf endlich durchbrochen wird.
Fazit: Deine Definition von Muttersein
Muttersein ist kein statisches Konzept, sondern eine Reise. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern präsent. Authentisches Muttersein beginnt, wenn du dich von äußeren Erwartungen löst und dich darauf fokussierst, was für dich und deine Familie richtig ist. Wenn du deinen eigenen Weg gehst, schenkst du nicht nur dir selbst mehr Freiheit, sondern auch deinen Kindern die Erlaubnis, ihr eigenes Leben authentisch zu leben.
Frage dich heute: Was bedeutet Muttersein für mich? Und welchen kleinen Schritt kann ich heute gehen, um mehr im Sein statt im Funktionieren zu leben?