„Wenn dir deine Situation nicht gefällt, dann bewege dich, du bist kein Baum.“

Vorwort
Bevor ich in die Thematik einsteige, möchte ich hier deutlich machen, dass ich nicht explizit ein Beispiel herausgreife, um es genau zu besprechen. Für jede Mutter kann die Krise anders aussehen. Die einen stecken in einem Job, der unglücklich macht. Andere leben eine toxische Ehe, die sie gefangen hält. Wieder andere opfern sich für ihre Kinder auf, ohne sich die Zeit für sich selbst zu nehmen, um Kraft zu tanken. Sie werden krank. Manchmal trifft alles gleichzeitig zu.
Dieser Beitrag geht also an die Mütter, die gerade in einer Krise stecken und sich nicht bewusst sind, dass sie sehr wohl die Macht besitzen, ihre Situation zu verändern. Aber Vorsicht: Trigger!
Du hast immer eine Wahl
Klingt erst einmal sehr platt. Aber immer wieder fällt mir auf und es ging mir damals nicht anders, dass wir in Krisen schlittern, weil wir der Ansicht sind, so weiter machen zu müssen, wie es ist. Denn wenn wir ehrlich mit uns selbst sind, haben wir schon vorher tief in uns gespürt, dass es so nicht weiter gehen darf. Erst gab es kleine subtile Anzeichen, kurze Momente, die wir einfach weggewischt haben, ohne auf sie zu achten.
Später wurden die Zeichen schon etwas deutlicher, aber oftmals saßen wir dann schon so fest in unserem Trott, dass es auch gleichzeitig gemütlich wurde. Schließlich ist nicht alles eitel Sonnenschein, aber gute Momente gibt es ja dennoch. Als es dann nicht mehr zu übersehen ist, dass uns diese Situation nicht guttut, sind wir so weit verstrickt, dass wir denken, wir haben keine andere Wahl mehr. Wir leben im Tunnelblick, fühlen uns immens gestresst und funktionieren nur noch.
Allerdings trösten wir uns, dass sich die Umstände vielleicht doch noch ändern. Dass wir nur ein wenig weiter durchhalten müssen, und dann wird alles besser. Wir wissen zwar nicht, woher diese Besserung kommen soll, aber wir glauben, hoffen und klammern uns daran. Es passiert nicht. Wie auch, denn wenn sich etwas ändern soll, dann müssen wir andere Entscheidungen treffen. Wir müssen den Kreislauf unterbrechen, in dem wir uns gefangen fühlen.
Das Jammertal
Nun gibt es zwei Möglichkeiten wie wir reagieren. Die eine ist folgende und wird meist zuerst gewählt. Wir beginnen zu jammern. Wie konnte es nur so weit kommen? Warum passiert uns das immer? Wir haben uns doch so viel Mühe gegeben? In Gesprächen mit der besten Freundin bekommen wir Mitgefühl oder sogar Mitleid. Wir fühlen uns in unserem Leid bestätigt und machen trotzdem weiter, ohne etwas zu verändern. Die Hoffnung liegt weiterhin auf die Rettung im Außen.
Durch die Bestätigung in der Kommunikation fühlen wir uns nicht allein. Es stellt sich heraus, dass es ja ähnliche Probleme bei anderen gibt, und schon fühlen wir uns gar nicht mehr so einsam. Und wenn wir ausgerechnet als einzige eines der schlimmeren Probleme haben, dann suhlen wir uns, trotz unseres Schmerzes in dem Mitgefühl der anderen. Wir schöpfen daraus das letzte bisschen Energie, denn wir bekommen Zuspruch von außen.
Ein trügerisches Bild entsteht, wir öffnen uns mehr und mehr außenstehenden Personen, die uns beipflichten, wie schlimm alles sein muss und wie tapfer wir sind und dennoch kommen wir aus dem Dilemma nicht heraus. Wir stecken fest, weil wir eine Sache abgegeben haben. Unsere Eigenmacht! Es scheint, als seien wir den Umständen hilflos ausgeliefert. Für jeden Lösungsvorschlag von außen bieten wir ein Gegenargument weshalb Lösung X, Y, Z nicht machbar ist. Der Sumpf der Opferrolle ist so vertraut, so lange gelebt worden, dass er nur schwer zu verlassen ist.
Für immer gefangen?
Nein!!! Nicht, wenn du eine Sache verstehst. Du bist die einzige Person, die sich daraus befreien kann. Du und niemand anderes. Und vielleicht geht es dir noch immer nicht schlecht genug, um diesen Schritt zur Befreiung zu gehen. Und ich sage das extra so hart, denn auch ich dümpele immer mal wieder um Schritte herum, gehe den Weg halbherzig, nur um dann doch wieder in die Komfortzone zurück zu kriechen
Solange du meckerst und jammerst, so lange du dich beklagst, wie ungerecht alles ist, so lange wird sich nichts verändern. Du schiebst es auf die Umstände oder die Person X, die dir das Leben schwer macht, egal ob Person X dein Chef ist oder dein Partner. Wenn das oder jenes nicht wäre, dann wäre alles besser.
Zoom dich heraus! Hör auf, der Spielball der Umstände zu sein und mach dir klar, dass andere nur so lange über dich diese Macht haben, wie du diese Macht nicht selbst einnehmen möchtest.
Zu 100 Prozent Verantwortung für sich zu übernehmen bedeutet ganz klar, dass du aus diesem Sumpf der Opferhaltung aussteigen darfst. Es ändert sich nicht alles von heute auf morgen. Beginne damit nicht zu meckern. Heul dich nicht mehr bei allen Leuten aus, sondern suche dir eine einzige Person, die dir hilft, sich zu befreien. Sie soll nicht deinen Job übernehmen, sondern dir einfach nur zur Seite stehen, damit du den Weg gehen kannst.
Committe dich
Bevor irgendetwas passiert in Richtung Veränderung, musst du dich committen. Will heißen, triff die Entscheidung, dass das ganze Drama wirklich zu einem Ende kommen muss. Und zwar durch dich und dass du bereit bist, endlich die Macht wieder zurückzunehmen. Schreibe es zum Beispiel als Entschluss, als Manifest auf und trage das Stück Papier in deinem Portemonnaie, so dass du immer mal wieder daran erinnert wirst. Denn es steht fest. etwas zu verändern kostet Energie und Kraft.
Eine Übung, die dir hilft zu verstehen, dass JETZT der Moment gekommen ist
Eine spannende Übung hierzu ist folgende: Kreiere dir visuell zwei Zeitstrahlen. Du nimmst mehrere Din A 4 Blätter und schreibst auf zwei Blätter gut leserlich: „1 Jahr“, auf weitere zwei Blätter „5 Jahre“, „10 Jahre“ und wenn du magst, noch „20 Jahre“. Und nun legst du diese Blätter vor dir in zwei Richtungen auf dem Boden aus. Beginnend mit 1 Jahr und dann bis 20 Jahre. Und nun stellst du dir vor, wie dein Leben verläuft, wenn alles so bleibt wie bisher. Du stellst dich auf das erste Blatt und du schließt die Augen und lässt dich hinein fallen in diese Vorstellung. Wie fühlt sich das an? Was passiert in deinem Körper, wenn du dir vorstellst, dass alles so bleibt wie es ist? Und dann geht es weiter, wie ist es in 5 Jahren? Wie in 10 und so weiter? Spüre wirklich in dich hinein.
Das gleiche machst du im Anschluss mit dem anderen Zeitstrahl, der in die andere Richtung weist. Du veränderst endlich etwas. Wenn du heute damit beginnst dich zu verändern, wie würdest du dich in einem Jahr fühlen? Wie würde dein Leben aussehen in 5 Jahren? Und nun immer so weiter. Lege am besten eine kurze Pause zwischen den Zeitstrahlen ein, damit du dich auf die jeweilige Erfahrung einlassen kannst. Wenn du diese Übung ernsthaft durchführst, wirst du einen großen Unterschied bemerken. Und vielleicht hilft es dir, endlich deinen Entschluss zu fassen und dir deine Macht zurückzuholen.
Komm innerlich zur Ruhe
Es mag paradox erscheinen. Auf der einen Seite sollst du etwas verändern, auf der anderen Seite zur Ruhe kommen. Mach dir aber bitte bewusst, dass du lange Zeit diese Rolle im Automatismus gelebt hast. Die der Partnerin eines Narzissten. Oder die Doofe auf der Arbeit, die immer alles mit sich machen lässt. Oder die Vollzeitmutter, die jedes Recht auf Hilfe oder Pause abgelehnt hat, um nur für die Kinder und den anderen Elternteil zu funktionieren. Dein Blick ist vernebelt, du kannst gerade nicht klarsehen, weil du so unter Stress stehst, dass dein Körper nur noch im Überlebensmodus agiert. So kannst du das Ende des Tunnels gar nicht sehen, selbst wenn du dich ganz doll anstrengst.
Baue dir im Alltag Pausen ein. Beschäftige dich mit positiven Dingen. Statt ins Jammertal einzusteigen, zähle doch die Dinge auf, für die du dankbar bist. Gehe immer wieder in die Vorstellung wie dein Leben aussehen soll. Gehe in die Natur spazieren. Umarme von mir aus nen Baum. Erde dich, laufe barfuß im Gras. (Verringert tatsächlich Entzündungen im Körper, wenn du es regelmäßig machst). Stell dir abends vor dem Einschlafen vor wie dein Leben aussehen soll und wie du dich fühlen möchtest. Du nimmst das Gefühl und die Gedanken mit in den Schlaf. Der Stress darf etwas abflachen, damit du die Möglichkeit hast das Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
In kleinen Schritten zum Ziel
Große Schritte überfordern dich und bringen dich dazu viel zu schnell wieder aufzugeben. Wenn du ein wenig zur Ruhe gekommen bist, dann sollten auch erste Impulse hereingekommen sein, wie dein Leben sich verändern kann. Das kann ein Buch sein, dass dir in die Hände gefallen ist und dich auf eine Idee gebracht hat, wie es weiter geht. Das kann ein Gespräch gewesen sein, dass dir mögliche Handlungsschritte aufgezeigt hat. Die Möglichkeiten kommen von allen Seiten. Es ist nur an dir sie auch zu erkennen und sie vor allem nicht verstreichen zu lassen.
Veränderung macht Angst. Definitiv, das kann ich so bestätigen. Ich mag das Gefühl auch nicht, wenn sich wieder etwas Großes verändert. Aber, hinter der Angst, liegen die Möglichkeiten und die Freiheit. Du hast keine Ahnung was alles in dir steckst und was du alles erreichen kannst, wenn du diesem Jammertal entkommst und deinen inneren Impulsen folgst.
Verbinde dich immer mal wieder mit deiner inneren Stimme. Komme vielleicht mehrmals am Tag zur Ruhe, nimm einige tiefe Atemzüge, lege die Hand auf dein Herz und sei einfach bei dir. Mit der Zeit fühlst du, was der nächste Schritt ist. Vertrau darauf.
Schlusswort
Es ist nicht einfach, den Weg aus einer Krise zu finden und oftmals stellt dies das gesamte Leben auf den Kopf. Oftmals verläuft das Leben nicht so, wie wir es geplant oder gewünscht haben. Aber ich kann eines sagen. Aus jeder Krise ist bisher etwas Neues, wunderbares entstanden. Ich bin so krass gewachsen in den letzten Jahren und wenn mich meine kleine Melanie Version sehen würde, dann würde sie staunen über all den Mut, all die Widerstände, die sie einfach so überwunden hat.