„Sei du selbst; alle anderen sind bereits vergeben.“
-Oscar Wilde-

Ein Leitfaden zur Selbstfindung und Balance
Das Elternsein ist eine der erfüllendsten Erfahrungen im Leben, aber es kann auch herausfordernd sein, besonders wenn es darum geht, die eigene Identität und Interessen zu bewahren. Viele Eltern, insbesondere Mütter, finden es schwierig, Zeit für sich selbst zu finden und ihr wahres Selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Doch es ist möglich, trotz der Verantwortung für ein Kind wieder zu sich selbst zu finden. Hier sind einige Schritte und Tipps, um diese Balance zu erreichen.
1. Akzeptiere deine neue Rolle, aber verliere dich nicht darin
Elternsein verändert das Leben drastisch, und es ist wichtig, diese Veränderung zu akzeptieren. Aber das bedeutet nicht, dass du deine eigenen Bedürfnisse und Interessen völlig aufgeben musst. Erkenne an, dass du mehr als nur ein Elternteil bist. Du bist auch eine individuelle Person mit eigenen Träumen und Bedürfnissen.
Gerade zu Beginn ist es schwer diese Individualität zu spüren. Die gesamte Aufmerksamkeit richtet sich auf das Baby und die Hormone machen die Sache nicht leichter. Viele Ängste und Sorgen schwingen mit. Gefühle und Erwartungen, die neu sind und die erst einmal verarbeitet werden müssen. Deshalb ist es so immens wichtig das Wochenbett wirklich zum Kennenlernen und Ausruhen zu nutzen. Ich habe damals selbst den Fehler gemacht sofort in meiner neuen Rolle funktionieren zu wollen. Schließlich wird es uns doch so suggeriert. Ja, ein Kind zu bekommen ist das natürlichste der Welt, aber es sollte genauso natürlich sein, sich die Zeit zu nehmen in dieser Rolle anzukommen.
Wenn du die erste Zeit intensiv nutzt und dich mit all deinem Sein darauf einlässt, ohne im Außen funktionieren zu wollen, kannst du auch die Verbindung zu deiner Individualität leichter aufrechterhalten und deine Bedürfnisse viel eher spüren. Dein Sein wurde um eine Rolle erweitert, aber nicht ersetzt.
2. Finde kleine Auszeiten im Alltag
Es ist nicht immer möglich, große Zeitblöcke für sich selbst zu reservieren, aber kleine Auszeiten können Wunder wirken. Nutze die Schlafenszeiten deines Kindes, um etwas für dich zu tun. Sei es ein kurzes Workout, Lesen eines Buches oder einfach nur eine Tasse Tee in Ruhe zu genießen.
Ja ich weiß, das klingt wie so eine 0815 Aussage. Vielleicht magst du auch damit beginnen, erst einmal die Schlafenszeit deines Kindes nutzen, um selbst zu schlafen. Es ist dabei wichtig dir die offizielle Erlaubnis zu geben, selbst schlafen zu dürfen, um einfach nur Kraft zu tanken. Ohne schlechtes Gewissen. Das habe ich an einem bestimmten Punkt meiner Reise getan. Ich habe mir den Schlaf gegönnt, mit purer Absicht. Und nach zwei Wochen hatte ich plötzlich die Kraft und Energie tatsächlich die Zeit zu nutzen, um mir etwas Gutes zu tun. Davor war mein Anspruch es zu schaffen zu meinem damaligem Mann auf das Sofa zu kriechen, nur um dann dort vor Erschöpfung einzuschlafen.
Nachdem ich endlich fit genug war, war mir die Zeit vor dem Fernseher zu schade, ich wollte die kostbaren Momente für mich nutzen. Nicht zum Aufräumen oder Büroarbeiten zu erledigen. Nein, nur für mich und meine Bedürfnisse. Mal war es ein entspannendes Bad, mal habe ich geschrieben oder ein Buch gelesen. Oder in der Badewanne das Buch gelesen und ein Glas Wein getrunken. Zelebriere diese kleinen Momente der Ruhe für dich.
3. Pflege deine Hobbys und Interessen
Gib deine Hobbys nicht auf. Vielleicht musst du sie anpassen oder weniger Zeit dafür aufwenden, aber sie sind ein wichtiger Teil deiner Identität. Hobbys können dir helfen, dich zu entspannen und neue Energie zu tanken. Sie erinnern dich daran, wer du bist, abseits der Rolle als Elternteil.
Oh ja, die Hobbies. Ich habe meine Hobbies schon immer gerne vernachlässigt, wenn ich mich für andere Menschen verantwortlich gefühlt habe. Auch jetzt weiß ich nicht, ob ich wirklich Hobbies benennen könnte. Aber ich genieße die Zeit mit mir allein.
Lass dir kein schlechtes Gewissen machen. Es gibt sehr viele Leute, die meinen, dass du jetzt 24/7 nur für dein Kind da sein musst. Dein Kind hat jedoch viel mehr von dir, wenn du ausgeglichen und bei dir selbst bist. Selbst wenn du dein Hobby nicht wöchentlich nachgehen kannst, so doch wenigstens alle 14 Tage. Du brauchst etwas für dich, um den Alltag gut meistern zu können. Wenn du für dich keine Insel hast, die dir die Möglichkeit gibt, dich selbst als Frau zu spüren, dann wird dich der Alltag gefühlt bald so im Griff haben, dass er dir die Luft zum Atmen nimmt.
4. Kommunikation mit dem Partner
Wenn du einen Partner hast, ist Kommunikation der Schlüssel. Sprecht über eure Bedürfnisse und wie ihr euch gegenseitig unterstützen könnt, um Zeit für euch selbst zu finden. Plant feste Zeiten, in denen jeder von euch die Möglichkeit hat, sich zurückzuziehen und etwas für sich selbst zu tun.
Ich finde der Punkt kann genauso stehen bleiben und bedarf keiner großen Worte. Wobei doch, eine Sache möchte ich dazu sagen. Wenn ihr so eine Absprache getroffen habt, dann sei so fair und gib deinem Partner keine Ratschläge. Wir Frauen neigen dazu in der Kindererziehung alles besser zu wissen und bevormunden oftmals unseren Partner, der einfach einen anderen Zugang zu den Kindern hat. Und ganz ehrlich, das ist gut so. Er ist schließlich der Papa und eben nicht die Mama.
Wenn du allerdings keinen Partner hast, so wie ich. So gibt es vielleicht die Möglichkeit eines Großelterntages in der Woche. So hast du einen festen Tag bzw. Zeitraum, um etwas für dich zu machen und die Kinder sehen regelmäßig ihre Großeltern und können von der regelmäßigen Verbindung profitieren. Meine Mutter hatte immer einen „Oma“-Tag für all ihre Enkelkinder.
Wenn du auch keine Eltern in der Nähe hast, die dich unterstützen können, dann bliebe noch die Möglichkeit dich mit einer Freundin oder anderen Mutter zusammen zu schließen und ihr passt regelmäßig gegenseitig auf eure Kinder auf. So kann an dem einen Tag die andere Mutter etwas für sich tun und an dem anderen Tag bist du an der Reihe. Du musst nicht alles allein machen.
5. Selbstpflege ist kein Luxus
Selbstpflege ist essenziell für dein Wohlbefinden. Das kann körperliche Selbstpflege wie Sport und gesunde Ernährung sein, aber auch mentale Selbstpflege wie Meditation oder Journalen. Nimm dir regelmäßig Zeit, um auf deine eigenen Bedürfnisse zu achten.
Der Punkt Selbstpflege ist nicht zu unterschätzen, weil er ein richtiger Boost sein kann für dein Wohlbefinden und dein Energielevel. Ich gebe zu, ich hatte zu Beginn viele Ausreden, warum ich nicht mit Sport beginne könne. Besonders der Zeitfaktor und das Verlassen des Hauses war in meinen Augen das Todschlagargument, um mich vor Sport zu drücken. Allerdings gibt es mittlerweile genügend Online-Angebote, auch kostenfrei auf YouTube. Von Yoga über HIIT-Workouts ist alles dabei.
Ich habe damals mit der Plattform Gymondo begonnen und was soll ich sagen? Weil es eben nicht Gratis war, habe ich durchgezogen und die Veränderungen recht schnell bemerkt und genossen. Ich war körperlich fitter, aber auch mein Energielevel war gestiegen und ich konnte viel ausgeglichener in meinem Mama Alltag agieren.
6. Setze Prioritäten und sage Nein
Lerne, Prioritäten zu setzen und unnötige Verpflichtungen abzulehnen. Es ist in Ordnung, Nein zu sagen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. So schaffst du Raum für dich selbst und deine Bedürfnisse.
Spätestens, wenn die Kinder in den Kindergarten gehen, geht es los mit irgendwelchen Kuchenverkäufen, Waffel backen, Spendenaktionen, Festen, die geplant werden wollen, etc. Mich hat das alles sehr gestresst, weil ich einfach nicht der Typ Mensch bin, der gerne an solchen Veranstaltungen teilnimmt. Jedenfalls nicht als Mutter. Der Witz ist, dass ich das von der anderen Seite als Erzieherin sehr wohl kenne. Trotzdem mag ich es nicht. Und so habe ich irgendwann beschlossen, wirklich nur das zu machen, was mir liegt und worauf ich Bock habe.
Das Argument, das von anderen Müttern bzw. Eltern oft kommt, ist dann, dass es immer die gleichen trifft, die sich engagieren und sonst solche Veranstaltungen oder Kuchenverkäufe nicht stattfinden würden. Ja richtig, dann würden sie halt nicht stattfinden. Das ist meine Meinung dazu. Geld kann man auch so als Spenden sammeln, dazu muss ich kein Kuchen verkaufen. Und wenn man dies auf die Beine stellt, dann mit den Eltern, die Freude an so etwas haben und nicht, weil es sich so gehört.
Im Gegenzug war ich bereit, mit den Kindern zur Weihnachtszeit zu backen. Warum, weil ich nah an den Kindern war und mit anderen Müttern so gut wie nichts zu tun hatte. Das war für mich absolut angenehm. Kein Smalltalk, dem ich mich unterwerfen musste und trotzdem habe ich mich aktiv beteiligt.
Such dir das raus, was dich wirklich interessiert. Und wenn es nichts davon ist, auch okay. Du bist zu nichts verpflichtet und das bei niemandem.
7. Sei geduldig mit dir selbst
Selbstfindung ist ein Prozess, der Zeit braucht. Sei geduldig mit dir selbst und erlaube dir, Fehler zu machen. Jeder kleine Schritt, den du in Richtung deiner Selbstverwirklichung machst, ist ein Erfolg.
Und dieser Prozess kann auch mal ins Stocken geraten oder du meinst, dass du Rückschritte machst und wieder bei null beginnst. Aber jeder Schritt zählt und selbst, wenn es dich mal zurückwirft. All das, was du dir erarbeitet hast, wirst du umso schneller wieder abrufen können. Es ist, als müsstest du dich nur täglich daran erinnern, wer du bist und was dich ausmacht. Tatsächlich hilft hier schon sowas wie ein Dankbarkeitstagebuch oder das Aufschreiben deiner Ziele und Träume.
Ich bin ganz ehrlich zu dir. Jetzt gerade wo ich diese Zeilen schreibe, schreibe ich das nicht nur für dich, sondern auch für mich auf. Beruflich habe ich mich von meinen Werten entfernt, so das sich tief im Sumpf von Erschöpfung gefangen war die letzten Monate. Dies ist also genauso eine Erinnerung an mich selbst, mich wieder mit mir selbst zu verbinden und das zu tun, was mir wirklich liegt und mich erfüllt.
8. Erinnere dich an deine Ziele und Träume
Vergiss nicht deine persönlichen Ziele und Träume. Schreibe sie auf und arbeite Schritt für Schritt darauf hin. Auch wenn es langsamer vorangeht als vor der Elternschaft, bleib dran und erinnere dich regelmäßig daran, was dich ausmacht und was du erreichen möchtest.
Ich glaube das ist einer der wichtigsten Punkte. Ganz ehrlich. Es ist das, was mich persönlich antreibt. Vielleicht hast du noch kein Ziel vor Augen und möchtest einfach nur den nächsten Tag überstehen. Das ist voll okay, denn zuerst geht es ja darum, dass du dir selbst wieder näherkommst. Aber du wirst merken, dass da ein Feuer in dir brennt, wenn du dich wieder mit dir selbst verbindest, dass auch nach Außen strahlen möchte.
Und dann höre genau hin, was dir dein Inneres zu sagen hat und traue dich deine Komfortzone zu verlassen und nach und nach wirklich deinen wahren authentischen Weg zu gehen. Und genieß die Reise. Es geht nicht um das Ziel, es geht um die Verbindung zu dir selbst.
Fazit
Es ist möglich, zu deinem wahren Selbst zurückzufinden, auch wenn du ein Kind hast. Mit der richtigen Einstellung, Planung und Unterstützung kannst du die Balance zwischen Elternschaft und Selbstverwirklichung finden. Denke daran, dass du es verdienst, deine eigenen Träume zu verfolgen und dass du als glücklicher, erfüllter Mensch auch ein besserer Elternteil sein wirst. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, und finde den Weg zurück zu deinem wahren Selbst.