Macht besserer Umgang mit Stress glücklicher?

„Es gibt keinen Weg zum Glück. Glücklichsein ist der Weg.“

– Buddha-

Ich bin zertifizierte Stressmanagementtrainerin und habe zahlreiche Tools kennengelernt, wie wir mit Stress umgehen können. Stress ist Hauptgrund Nummer eins, wenn es um Herz- Kreislauf- Erkrankungen geht.

Wir können den Stress „weg“ atmen und uns bestimmter Listen bedienen, damit wir den Tag besser planen können. Wir können uns Pausen schaffen, damit wir mal zur Ruhe kommen und abends unsere Gedanken notieren, um besser in den Schlaf zu finden, anstatt alles noch gefühlt hundertmal im Kopf durchzuspielen.

Und diese Dinge helfen auch, besser mit dem Stress umzugehen. Ja bestimmt, gibt es dadurch mehr Möglichkeiten kurzzeitig wieder das Nervensystem zu entspannen und sich zu erholen, bevor es in die nächste Stressphase geht. Schließlich gibt es zahlreiche von den Krankenkassen bezuschusste Kurse zum Thema Stressmanagement. Und sie haben auch durchaus ihre Berechtigung.

Die Überschrift verrät es. Ist dieser Umgang mit Stress zielführend? Es wird hier etwas ganz Fatales suggeriert, nämlich, dass das Leben meist stressig ist und wir nur Wege finden können, um damit besser umzugehen. Find dich damit ab. Es ist schließlich normal in unserer Gesellschaft ständig unter Strom zu stehen. Es ist normal, dass wir uns Gedanken machen über tausend Dinge, die erledigt werden wollen. Gedanken über Rechnungen, die bezahlt werden wollen, über das Wohlergehen unserer Kinder, über die Meinung, die unser/e Chef /in von uns hat. All das ist normal. Sonntags gehen wir schon wieder den Montag durch. Tja, da kommen wir nicht raus. So ist das Leben. Oder?

Nein. Das ist entspricht nicht der Wahrheit. Es gibt eine Menge zu tun, das streite ich gar nicht ab. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Aber es gibt tatsächlich Möglichkeiten diesen Stress grundlegend zu reduzieren. Denn ursprünglich war eine Stressreaktion nur dafür gedacht, um uns im Notfall, der wirklich lebensbedrohlich ist, bereit zu machen, um zu überleben. Mehr nicht. Theoretisch sollten wir nur 5 % unseres Lebens in diesem alarmierten Zustand leben, die restlichen 95 % dienen der Regeneration und des Lebens als solches. Im Stresszustand wird das Immunsystem heruntergefahren, es entstehen vermehrt Krankheiten, wir altern schneller und der Körper gewöhnt sich an den Stresspegel. Nach einiger Zeit wird er sogar abhängig von diesem Chemiecocktail, weshalb es schwer fällt Ruhe und Entspannung dann wirklich anzunehmen. Es fühlt sich schlichtweg ungewohnt und fremd an.

Es gibt drei Optionen, die du für dich umsetzen kannst. Und ich sage nicht, dass es leicht ist oder von heute auf morgen funktioniert. Und ich kann dir ebenso sagen, dass es blöderweise tatsächlich an dir selbst liegt die Dinge zu verändern. Weißt du, das ist wohl das größte Problem bei vielen von uns. Wir möchten Veränderung, aber bitte nur, wenn sie von außen für uns gemacht wird. Und so warten wir ganz lange auf einen Retter, Erlöser oder Helden, der uns endlich von unserem Stress befreit. Oder von unserem Leben, dass sich oftmals einfach nur wie ein Kampf anfühlt.

Beginne damit ehrlich zu dir selbst zu sein.

Gestern mussten wir als Team an einem ersten Hilfe Kurs teilnehmen. Meine liebe Chefin hat für die Verpflegung gesorgt, die teilwiese auch einfach aus leckerem Süßkram bestand. Und ich habe mich dabei ertappt, dass ich vor mich hin schimpfte, weil ich nicht widerstehen konnte und dabei laut sagte „Wie soll ich denn auf gesunde Ernährung achten, wenn ich hier arbeite und so viel Verführung vor mir liegt?“ Ich glaube es ist liegt auf der Hand, dass ich mich komplett selbst belogen hatte.

Es liegt in meiner Verantwortung in dem Moment zu verzichten. Wenn mir meine Ernährung so krass am Herzen liegt, ja dann finde ich auch einen Weg das umzusetzen. Und wenn es in kleinen Schritten beginnt. Du weißt, worauf ich hinauswill. Wir geben so gerne die Verantwortung ab, weil es leichter erscheint jemand anderen die Schuld dafür zu geben. Beginne also damit ehrlich zu dir selbst zu sein. Auch wenn es zu Beginn teilweise je nach Thema auch schmerzhaft sein kann.

„Wenn du den Raum zwischen Reiz und Reaktion betreten kannst, dann bedeutet das Freiheit.“ – Victor Frankl –

Es beginnt mit der Ehrlichkeit zu dir selbst und den Wechsel in die Beobachterrolle in bestimmten Situationen. Ich mache es praktisch: Ich habe früher, wenn ich gestresst war, oft harsch in Situationen mit den Kindern reagiert, wenn etwas schiefgelaufen war. Wenn meine Jules beispielsweise, etwas verschüttete, dann konnte es passieren, dass ich gereizt, genervt und unfair reagiert habe. Ich wurde vielleicht etwas lauter und habe ihr damit das Gefühl gegeben falsch zu sein oder nicht gut genug.

Mir war im Anschluss aber auch bewusst, dass meine Reaktionen viel zu übertrieben waren. Sie platzten einfach aus mir heraus, weil ich eine gewisse Überforderung fühlte, mit meinem Alltag zurecht zu kommen. Du kennst diese Momente bestimmt. Wenn du einfach so voll im Kopf bist und so gereizt, dass du absolut unfair reagierst und vielleicht sogar in dem Maße, dass du dir im Anschluss Vorwürfe machst und dich für eine schlechte Mutter hältst. 😉 Ich bin mir sicher, du weißt, was ich meine.

Ich habe also diese Momente nun bewusst wahrgenommen, ich habe mich darin beobachtet und diesen Raum zwischen Reiz und Reaktion gefunden. Es hat mir geholfen mir vorher zu überlegen, wie ich denn stattdessen gerne reagieren würde. Und so habe ich versucht diesen kurzen Moment, der vielleicht eine Sekunde dauert zu verlängern. Wie ich es gemacht habe? Ich reagierte ganz kurz gar nicht. Ich fühlte mein Gefühl, der Wut, der Ohnmacht oder Überforderung und konnte mir klar machen, dass es nicht an der Situation lag. Und so konnte ich nach und nach meine Reaktion aktiv verändern.

Sei geduldig mit dir selbst

Ja, es dauert, bis der Mechanismus greift. Und zu Beginn war ich mir des Raumes bewusst und wusste auch, wie ich stattdessen reagieren wollen würde, tat es aber trotzdem nach altem Muster. Die Gefühle überrannten mich. Und es war okay. Diese Gefühle sollen auch nicht weggedrückt werden, sie dürfen gefühlt werden, aber ohne Reaktion im Außen. Fühlen und sich bewusst machen, was gerade passiert und bewusst eine andere Entscheidung treffen.

Und so wurde mir mehr und mehr deutlich, dass die kleinen Momente mit meinen Kindern nie der Auslöser waren. Sie brachten nur mein Fass zum Überlaufen und ich lernte nach und nach bewusster auf mich zu achten und mir Gutes zu tun. Das Fass konnte am Ende gar nicht mehr überlaufen, da es kaum noch bis oben hin voll war. Ich sorgte immer wieder dafür, dass der Stress immer wieder mal wieder abfließen konnte. Aber du darfst das üben. Es geht darum ein Gespür dafür zu entwickeln wie es dir in welchen Situationen geht und dann heraus zu finden, was du verändern kannst.

Ich glaube der dritte Punkt ist, mit der schwerste Punkt, wenn es um die Umsetzung geht. Hier struggle ich noch regelmäßig, wenn es darum geht, wirklich das Hier und Jetzt zu leben.

Aber das Üben dieser bewussten Wahrnehmung, dass es immer nur das Hier und Jetzt gibt, hilft immens, einen großen Stressfaktor zu eliminieren. Denn unser Körper erzeugt Stresshormone auch dann, wenn wir Gedanken und damit innere Bilder hervorrufen, die sich mit schmerzhaften Erfahrungen aus der Vergangenheit oder auch sorgenvollen Befürchtungen, die in der Zukunft liegen, beschäftigen. Dein Gehirn kann nicht unterscheiden zwischen, den Dingen, die nur in deinem Kopf passieren oder der jetzt erlebten Realität. Was bedeutet das?

Wenn du ein Streitgespräch mit deinem Chef, deiner Chefin hattest und du gehst dieses Gespräch immer und immer wieder in Gedanken durch. Und das den gesamten Tag und vielleicht sogar noch über das Wochenende, dann produziert dein Körper die ganze Zeit die gleichen Stresshormone und erzeugt die gleichen Gefühle, wie, als würde das Gespräch jetzt aktuell stattfinden. So kannst du nicht in die Entspannung gehen und garantiert nicht bewusst bei deinem Kind sein, das vielleicht gerade mit dir im Sandkasten sitzt und dir zeigen möchte wie schön, es die Burg gebaut hat. Dein Körper ist zwar anwesend doch die Prozesse Gefühle und Reaktionen sitzen noch immer bei dem Gespräch fest. Gleiches gilt für die Sorgen, die du dir machst, wenn es um zukünftige Ereignisse geht.

Nutze deine Atmung, um im Hier und Jetzt zu verweilen, atme langsam und tief durch die Nase ein und durch den Mund noch langsamer aus. Schaue dich bewusst im Hier und Jetzt um und übe das so gut es geht. Jetzt kannst du nichts tun, was die Vergangenheit ändert und du hast jetzt auch keinen Einfluss auf die Zukunft, außer, die, dass du dein Nervensystem herunterfahren kannst, um deinem Kind und dir präsent zu sein. Damit setzt du bereits einen wundervollen Samen für die Zukunft.

Und nebenbei findest du auch schneller Lösungen für eventuelle Probleme, wenn dein Nervensystem entspannt ist und du das Morgen einfach SEIN lässt. Denn dadurch kann sich dein Fokus wieder erweitern und oftmals finden sich Lösungen ganz von allein. Du musst nicht nach ihnen suchen. Sei einfach im Hier und Jetzt und lebe jeden Moment.

Techniken der Stressreduktion sind hilfreich, um den Anfang zu finden. Aber das wirklich wichtige ist es, so auf dich achtzugeben, dass Stress erst gar nicht entsteht. Natürlich spielen weitere Faktoren eine Rolle, aber die Bewusstwerdung auch die Ehrlichkeit dir selbst gegenüber sind die ersten Schritte, die es bedarf, dass echte Veränderung stattfinden wird. Denn du darfst eines wissen. Solange du noch dem Außen die Schuld gibst, wird dein Wohlergehen und dein Stresserleben auch immer vom Außen abhängig sein. Dann bist du in der Opfermentalität gefangen und kommst nicht raus. Und das bedeutet ein hohes Stressempfinden ein Leben lang und dafür bist du nicht hier.

Nein es ist nicht einfach. Aber gar nicht erst zu beginnen und zu üben und dich damit auseinanderzusetzen bedeutet ein garantiertes stressgeplagtes Leben. Kleine Schritte zu gehen und dich selbst so wert zu schätzen, dass du mit dir arbeitest, bedeutet, dass du dir Schritt für Schritt wieder die Macht zurückeroberst, die es braucht, um ein erfülltes Leben zu führen. Die Erfüllung findest du in dir selbst und nicht im Außen.

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