Be Mama. Be you.
„Die Entscheidung endlich dein Leben zu verändern, triffst du nicht an Tagen wie Silvester oder deinem Geburtstag. Du triffst diese Entscheidung zwischen Bügelwäsche und Abwasch, wenn du ganz tief in dir spürst, so wie es jetzt ist, darf es nicht weiter gehen.“

Wenn die Nacht am Dunkelsten ist, steht der Sonnenaufgang kurz bevor…
18. Mai 2023
Ich habe schon viele Hochs und Tiefs in meinem Leben durchlebt. Seit nun mehr 20 Jahren beschäftige ich mich mit der Persönlichkeitsentwicklung. Und doch bin ich immer wieder in Krisen geschlittert.
Jedes Tief im Leben hat seine ganz eigene Qualität. Die Krise, die ich vor ungefähr 7 Jahren durchlebt habe, würde ich als den Tiefpunkt meines Lebens bezeichnen. Jeder Tiefpunkt trägt die Chance in sich das gesamte Leben neu auszurichten und könnte als Weckruf bezeichnet werden. Wenn du mutig genug bist, endlich hin zu hören, bietet dir jede Krise eine echte Chance zurück zu dir zu finden. Für mich war es ein Moment der tiefen Erkenntnis, der mein Leben grundlegend veränderte.
Der Tiefpunkt meines Lebens
Ich stand bepackt mit einem Rucksack auf der Straße und wollte einfach nur weg. Ich wollte neu anfangen. Nicht, das ich den Plan gut durchdacht hatte oder dass ich wusste wohin ich gehen wollte, aber ich wollte unbedingt fliehen. Fliehen vor meinem damaligem Leben. Vielleicht kennst du das Gefühl und den Wunsch einfach alles hinter dir zu lassen und neu anzufangen. Und vielleicht denkst du gerade, „Wow, den Mut hätte ich auch gerne. Einfach wirklich den Rucksack nehmen und los.“ Das Ganze hat allerdings einen sehr schlimmen Beigeschmack. Ich wollte meine Familie verlassen. Ich stand draußen auf der Straße mit gepacktem Rucksack Richtung Bahnhof. Mein damaliger Ehemann, meine zwei Jugendlichen, die in Form einer sozialpädagogische Lebensgemeinschaft bei uns wohnten und vor allem meine zwei eigenen wundervollen kleinen Mädchen, saßen in diesem großen Haus mit Garten, Hund und Co und verstanden die Welt nicht mehr.
Wie konnte es damals so weit kommen, dass ich meine Familie verlassen wollte? Wie zerstört kann ein Mensch sein, die eigenen kleinen Kinder verlassen zu wollen? .
Lebst du für dich oder für andere?
Ich hatte mich selbst komplett aufgegeben. Ich war so darauf bedacht ein glückliches Leben zu führen, dass ich gar nicht in mich hineingespürt hatte, was mich selbst überhaupt glücklich macht. Klingt paradox, oder? Nach Außen hin sah es so aus, als wäre alles vorhanden, was mich hätte glücklich machen können. Es war jedoch nur der Verstand, der bedient wurde. Eine erdachte Vorstellung, gespeist aus Erfahrungen der Kindheit, Geschichten aus den Medien und dem Leben vieler anderer Menschen. Ein bloßes Gedankenkonstrukt, welches die Bedeutung von Glücklichsein beschreiben MUSSTE.
Und das redete ich mir auch jedes Mal weiter fleißig ein, wenn meine innere Stimme mir etwas anderes erzählen wollte. Wenn meine Seele mir zuflüsterte, dass es nicht das ist, was mich erfüllt. Aber der schützende Verstand, der gleichzeitig sehr gut darin ist, Ängste vor neuem, unbekanntem Terrain zu entwickeln, war so lange stark, bis ich letztlich immer öfter zusammen brach. Scheinbar wegen Kleinigkeiten.
Ich trug eine unendliche Traurigkeit in mir, gepaart mit einer Ohnmacht und dem Gefühl, das ich gefangen war. Diese Emotionen waren so schmerzhaft, dass ich sie nicht fühlen wollte und so überschattete eine große Wut in mir diese Emotionen. Ich wurde schnell wütend, wollte alles noch perfekter machen. Jedes Mal strengte ich mich noch mehr an, um dem Bild zu entsprechen und somit steckte ich sehr lange Zeit in einem Teufelskreis fest.
Das Monster in mir
Und dann stand ich da. Ich kann heute nicht einmal mehr genau sagen, was genau der Auslöser war, aber ich stand auf der Straße und wollte tatsächlich gehen. Wenn du nun denkst wie grausam kann man sein. Ja, so fühlte ich mich kurzzeitig auch, wie ein Monster. Und dieses Monster wollte so viel Schmerz auslösen wie es nur konnte, weil es selbst so viel Schmerz in sich trug.
Aber da war sie wieder, diese leise Stimme in mir, die ich zuvor immer wieder ignoriert hatte und mir heute mittlerweile eine so wichtige Ratgeberin geworden ist. Die Stimme, die in meinem Herzen wohnt.
Ich hielt inne, atmete tief durch. Mein Verstand wog noch alle Möglichkeiten ab, wo ich nun hingehen oder hinfahren sollte, während ich meinen Blick noch einmal auf das Dach des Hauses mit dem Wetterhahn lenkte. Ich atmete einfach tief weiter und die Welt schien still zu stehen. Ich war gegangen, ich hatte eine Entscheidung getroffen, ich hatte die Wahl, auch wenn die Optionen nicht schön waren.
Der AHA – Moment, der alles veränderte
Und dann dämmerte es mir. Ich hatte eine WAHL. Ich habe immer eine Wahl. Das Gefühl des Gefangen Seins wich dem Gefühl der Selbstermächtigung. Ich konnte über mein Leben bestimmen. Wie ich meine Wahl traf, hatte niemanden etwas anzugehen. Es war ganz allein meine Entscheidung.
Das Monster wurde gezähmt mit dieser einen Erkenntnis. Ich wollte meine Kinder nicht verlassen, ich liebte sie über alles. Ich konnte diese Liebe jedoch nicht mehr stark genug spüren. Alle anderen Emotionen, die mich vorher beherrscht hatten und die ich zwingend weg sperren wollte, hatten mich taub gemacht, selbst für die schönen Gefühle. Die Negativspirale war in vollem Gange. Meine Entscheidung, die mein Leben für immer veränderte, wurde umgelenkt und ich entschied mich für mich und zwar mit meinen Kindern. Die zwei Mädchen, die ich so sehr liebte, die es verdient hatten eine Mutter zu haben. Nicht eine Mama, die sich in das perfekte Rollenbild quetschte, sondern eine Mama, die echt und authentisch nach ihrem eigenen Herzen lebt. Und das war der Startpunkt für meine Entwicklung hin zu mir selbst. Mit jedem Schritt Richtung heute, habe ich Meinungen, Erwartungen, Verhaltensweisen abgelegt, die mir nicht entsprechen.
Die wahre Heldenreise
Es war ein langer Weg bis hierher und ich bin noch lange nicht fertig, denn die Wahrheit ist, wir kommen nie wirklich an. Das Leben ist eine Reise und es ist okay. Es geht auch nicht um Selbstoptimierung. Es geht darum sich selbst näher zu kommen, alles abzulegen, was nicht zu dir gehört. Der Weg dorthin sieht für jeden etwas anders aus. Und nein er ist auch nicht immer lichtvoll und voller Liebe und Freude. Manchmal kann dieser Weg ziemlich weh tun und dich aufs Äußerste herausfordern. Aber er lohnt sich. Ich habe mich damals für meine wahre Heldenreise entschieden und kann mittlerweile mit sehr viel Dankbarkeit auf diesen schweren Moment zurück blicken.
Als Mama ist es unsere Verantwortung zu uns selbst zurück zu kommen. Nicht nur damit wir glücklich sind. Wir übertragen unsere Bürden sonst 1:1 auf unsere Kinder. Traumata können auf die nächste Generation übertragen werden. Alles an Erziehung nutzt nichts, wenn wir unseren Kindern nicht vorleben wer wir sind, uns bemühen uns selbst zu heilen und diese Heilung nicht auf unsere Kinder abzuwälzen, wenn sie dann erwachsen sind. Unser Sein prägt unsere Kinder und maßgeblich ihre Zukunft.
Meine Berufung
Nachdem ich meinen Jugendlichen in sein eigenes Leben entlassen durfte, hatte ich diverse Jobs, darunter einen wundervollen Job als Coach, in dem ich Menschen betreut habe, die aus gesundheitlichen Gründen gerade nicht am Arbeitsleben teil nehmen können. Ich habe ebenso privat bereits Frauen begleiten dürfen ihr Leben komplett neu auszurichten. Mittlerweile habe ich mich als Mental Coach zertifizieren lassen und liebe privat den Umgang mit Menschen, die selbst gerade in ihren Krisen stecken. Zurzeit lasse ich mich zusätzlich als positive Familienberaterin ausbilden, was jedoch an meiner jetzigen Tätigkeit liegt. Zurzeit arbeite ich wieder als Erzieherin in einem Kindergarten in Dortmund im U3 Bereich. Hier kann ich zum einen mit Herzlichkeit die Kleinsten ein Stück ihres Weges begleiten. Zum anderen bleibt genug Energie meinen für mich gedachten Platz in der Welt einzunehmen. Ich lasse mich hier ganz von meiner inneren Stimme leiten.
Und meine beiden Mädchen? Wir lieben unser Leben zu dritt und haben eine sehr enge Verbindung zu einander. Sie haben lernen dürfen, dass es nicht darum geht jemandem zu gefallen und sich zu verbiegen, sondern authentisch sich selbst zu leben. Wir leben unser ganz eigenes Familiensystem, weit ab der üblichen Erwartungshaltung der Gesellschaft. Ist es immer Friede, Freude, Eierkuchen? Bei weitem nicht und das soll es auch nicht sein, wo wären dann die Möglichkeiten zu wachsen?
In diesem Blog geht es also um die einzelne Schritte, Stolpersteine und Erlebnisse, die ich während dieser Reise zu mir selbst erlebt habe. Und es geht um dich als Mutter und besonders als Frau dir selbst wieder näher zu kommen und somit die beste Begleitung für deine Kinder zu werden, wo Erziehung nicht mehr anstrengt, sondern das Miteinander viel leichter fließen kann.